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Das Konzept

Es sollte ein mit Preisen ausgelobter Wettbewerb durchgeführt werden, bei dem, verglichen mit dem Vorjahr, die höchste prozentuale Einsparung sowie der niedrigste Pro-Kopf-Verbrauch ausgezeichnet werden sollte.
Die Zielgruppe waren die Haushalte im Stadtgebiet, Gewerbebetriebe wurden bewußt nicht angesprochen.


Die Durchführung

Spenden:
Da aus dem Agenda-Etat der Stadt keine nennenswerten Mittel bereitgestellt werden konnten, kamen als Geldgeber ortsansässige Unternehmen in Frage. Nachdem der 1. Bürgermeister der Stadt bereit gewesen war, die Schirmherrschaft zu übernehmen, wurden Sponsoren für die Preise gesucht. Dazu wurde an 80 einheimische Betriebe ein vom Bürgermeister unterschiebener Brief versandt, in dem um Unterstützung gebeten wurde. Daraufhin wurden diese Betriebe durch Mitglieder der Arbeitsgruppe besucht, um das Konzept zu erläutern.

Das Ergebnis dieser Aktion war, dass 28 Unternehmen DM 14.000 in Bar und weitere 14 Betriebe Sachspenden in Höhe von DM 11.000 spendeten.
DM 19.000 wurden für Preise reserviert.

Teilnehmerwerbung:
Alle 6.500 Haushalte der Stadt wurden mit einem Flugblatt über den Wettbewerb informiert und zu einer Auftaktveranstaltung eingeladen. Auf dieser, auch in der Presse und durch eine Plakataktion angekündigten Veranstaltung wurden neben organisatorischen auch Fachinformationen zum Thema Stromsparen gegeben. Aufgelockert wurde diese Veranstaltung durch unterhaltsame Einlagen (Musik, Sketch).

Weiterhin wurden an Samstagen an stark besuchten Orten Info-Stände aufgestellt, bei denen Passanten durch Gespräche als Teilnehmer gewonnen wurden.

Teilnehmerbetreuung:
Zu Beginn des Wettbewerbes wurde ein Broschüre mit 98 Energiespartips erstellt, bei der eine ähnliche Broschüre der Schönauern Energieinitiativen als Vorlage diente. Diese Broschüre, finanziert durch Anzeigen ortsansässiger Unternehmen, wurde in einer Auflage von 1000 Stück gedruckt und an alle Teilnehmer kostenlos verteilt. Die darin beschriebenen Tipps wurden in den ersten zwei Monaten des Wettbewerbsjahres in den örtlichen Tageszeitungen täglich veröffentlicht.
Während der Laufzeit des Wettbewerbes wurden die Teilnehmer durch Briefe mit speziellen Hinweisen an diesen erinnert.

Die Auswertung:
Es wurden zwei weitgehend identische Formulare entwickelt, in die Teilnehmerdaten eingetragen werden konnten. Neben den Zählerständen zu Beginn und zum Ende des Wettbewerbsjahres, wurde der Vorjahresverbrauch (anhand der Abrechnungen des Energieversorgungsunternehmens), die Personenzahl (einschließlich deren Zusammensetzung und ggf. Dauer der Abwesenheit), Angaben über Kochen, Waschen und Heizen vermerkt. Außerdem wurden die Daten auf 365 Tage normiert.
Die ersten dreißig Haushalte der beiden Gewinnkategorien wurden in Gesprächen überprüft.

Der Abschluss:
In einer durch Briefe, Einladungen und Pressehinweisen angekündigten Veranstaltung wurden die Preisträger öffentlich genannt. Die jeweils ersten sieben Gewinner der beiden Gewinnkategorien wurden persönlich vorgestellt. Sie erhielten dabei ihre Preise sowie eine vom Bürgermeister unterschriebene Urkunde. Wie bei der Auftaktveranstaltung, wurden unterhaltsame Elemente (Musik- und Tanzeinlagen) eingebaut. Die Moderation hatte ein Mitglied einer bekannten Kabarettgruppe.

 

Der Zeitbedarf:
Das erste Treffen der Arbeitsgruppe fand Ende September 1997 statt. Bedingt durch den Tod des damaligen 1. Bürgermeisters trat eine Verzögerung von gut zwei Monaten ein. Die ersten nach außen gerichteten Aktivitäten konnten daher erst im April 1998 durchgeführt werden.
Beginn der Sponsorensuche: Mai 1998
Beginn der Teilnehmerwerbung: Juni 1998
Beginn des Wettbwerbsjahres: 1. Oktober 1998
Ende des Wettbewerbsjahres: 30. September 1999
Abschlussveranstaltung: 9. Januar 2000.

Die Organisation des Wettbewerbes wurde von sechs Personen durchgeführt, die zeitweise von weiteren sechs Personen unterstützt wurden.
Vom 1. Treffen der Gruppe bis zur Abschlussveranstaltung traf sich die Gruppe 31 Mal. Alle Treffen wurden protokolliert.

Das Ergebnis

Zu Beginn des Wettbewerbsjahres lagen 293 Abmeldungen vor.
Im Laufe des Wettbewerbsjahres sind aus verschiedenen Gründen (wie Umzug, Tod, kein Interesse mehr) 61 Haushalte ausgeschieden, so dass am Endes des Wettbewerbes 232 Haushalte mit insgesamt 632 Personen in die Auswertung ge-kommen sind.
Diese Haushalte hatten im Wettbewerbsjahr einen Gesamtverbrauch von 658.926 kWh (bzw. 701.342 kWh normiert auf ein Jahr).

Für die höchste prozentuale Einsparung konnten nur 217 Haushalte bewertet werden, da 15 Haushalte keinen Vorjahresverbrauch hatten.
92 (d.h. 42%) Haushalte verbrauchten mit 276.874 kWh (normierter Jahresverbrauch) 41.647 kWh (= 11 %) weniger Strom.
Die höchste Einsparung betrug 23,4%.

Dagegen verbrauchten 125 Haushalte (=58%) mit 424.468 kWh insgesamt 60.828 kWh, d.h. 17% mehr als im Vorjahr.
Dadurch ergibt sich ein Gesamt-Mehrverbrauch von 19.182 kWh (5%).

Beim Pro-Kopf-Verbrauch ergab sich der Sonderfall, dass der 1. Preisträger mit einer 3 kW-Fotovoltaik-Anlage zum Stromerzeuger geworden war. Der 2. Preisträger (Eltern mit 3 kleinen Kindern) erreichte einen Pro-Kopf-Verbrauch von
296 kWh.

Bezüglich Haushaltsgröße ergab sich folgende Zusammensetzung:
20% 1 Person im Haushalt
31% 2 Personen im Haushalt
22% 3 Personen im Haushalt
19% 4 Personen im Haushalt
6% 5 Personen im Haushalt
2% 6 Personen im Haushalt.
124 Haushalte befanden sich in Mehrfamilienhäusern, 108 Haushalte in Häusern.

Schlussfolgerung

Die Interviews mit den Gewinnern ergaben, dass für deren Einsparungen keine besonderen und schon gar keinerlei spektakulären Maßnahmen erforderlich waren. Dies bedeutet, dass Einsparungen von 10 %ohne große Mühe erreichbar wären.
Der Arbeitskreis Energie überlegt daher, ob in einer Folgeaktion auf diese Tatsache hingewiesen werden kann, um mehr Bürgerinnen und Bürger für die Thematik Energiesparen zu gewinnen. Dies vor allem auch, weil bei vielen die derzeit fallen-den Strompreise den Eindruck erwecken, dass Energie unendlich lange zur Verfügung steht und deshalb nicht gespart werden muss.

Eine umfangreiche Dokumentation aller erzeugter Unterlagen liegt vor.
Weitere Informationen bei Karlheinz.Rauh@addcom.de